Wer „Im Westen nichts Neues“ gelesen hat, hat eine Vorstellung davon, wie die Westfront 1918 ausgesehen haben muss. Unendliche Male umgepflügt durch Bomben und Granaten. Die Erde gesättigt von Blut und Stahl. Mich hat dieses Buch sehr erschüttert und ich wollte sehen, ob nach 100 Jahren noch Spuren dieses Grauens vorhanden wären. Mir wurde schnell klar, das unsere französischen Nachbarn ganz anders mit dem 1. Weltkrieg umgehen, als wir und das die Spuren sehr präsent sind und als Gesamtmahnmal des „Großen Krieges“, wie er in Frankreich genannt wird, behandelt und gepflegt wird. Jede Nation hat eigene Friedhöfe, nur dort, wo die Herkunft der Toten nicht geklärt werden konnte, wurden die Gebeine in großen Katakomben beerdigt. Die Friedhofskultur gibt Einblicke in den Umgang mit den Soldaten. Auf französischen und englischen Friedhöfen stehen die Kreuze in Reih und Glied, als müssten sie noch mal in die Schlacht ziehen. Deutsche Soldatenfriedhöfe sind wie Parks angelegt, melancholisch und manchmal fast heiter. Jüdische Grabsteine stehen neben christlichen. Man meint, ein bisschen Schuld und Sühne zu spüren.